Noch heute dürften dem einen oder anderen älteren meist männlichen Zeitgenossen die Augen glänzen wenn er auf das ehemalige Alpenbahnparadies beim Restaurant Morgensonne beim Zoo erinnert und angesprochen wird. Das Restaurant Morgensonne selber war ein gemütliches "Beizli" an der Zürichbergstrasse 197 und verfügte über eine grosse Terrasse die leicht erhöht über derselbigen Strasse thronte. Es wurde während Jahrzehnten durch die Familie Wild betrieben. Ich meinte sogar, dass es auf der terrasse ein kleines Sesselkarussell für die kleinen Gäste hatte. Etwa fünf bis sechs Sesseli waren an Ketten an einem drehbaren, pilzförmigen Gestell montiert, dass sich nach Einwurf eines Geldstückes dann zur Freude der Kleinsten drehte. Sehr zur Freude der kleinen oder aber auch älteren und durstigen Zoobesucher verweilte man hier in der Morgensonne bei einem kühlen Nass nach einem Besuch des Tierparkes. Leider steht dieses "gmögige" und "heimelige" Restaurant nicht mehr, es musste einem klotzartigen Mehrfamilienhaus weichen.

Unmittelbar neben dem Restaurant Morgensonne entstand um das Jahr 1955 die eigentliche Attraktion für alle Kinder und männlichen Zeitgenossen, nämlich das Alpenbahnparadies Morgensonne. Der Eingang war ausserhalb der Öffnungszeiten durch ein schweres Schiebetor abgesperrt. Passierte man dann das Kassenhäuschen gelangte man durch einen verwinkelten dunklen Gang in den eigentlichen Anlagenraum. Licht spendeten in diesem Gang nur die einzelnen Musikautomaten, die nach Einwurf eines Geldstückes (es waren glaube ich 20 oder 50 Rappen zu meiner Zeit) entweder als Folkloregruppe Musik spielten oder aber unentwegt mit einer Gabel im Fonduecaquelon umherrührten bis sie endlich die Gabel mit angedeutetem Brotstück im "Gaumen" verschwinden liessen. Nicht etwa bis der Hunger gestillt war sondern der Wert des eingeworfenen Geldstückes aufgebraucht war.

Eigentlich weis ich nicht genau warum, aber gerade diese Gruppe mit dem Fondue hat mich doch immer wieder aufs Neue fasziniert. Weil man nicht an allen Musikautomaten Geld ausgeben konnte beschränkte man sich meistens auf ein oder zwei auserwählte Automaten. Ich glaube irgendwie gehört zu haben, dass nach der Liquidation der Modellanlage einzelne dieser Musikautomaten durch Retonios Dreamfactory in Degersheim übernommen worden sind. Auf jeden Falle habe ich dort ähnliche oder sogar diese ehemaligen Unikate sehen können, wie auch nachfolgendes Video belegen kann.

Betrat man den grossen Anlagensaal, vorbei an der Standseilbahn an der Heimwehfluh, wo die grosse Eisenbahnanlage installiert war konnte man sich gar nicht genügend satt sehen. Und schon wurden die neuen Besucher mit den Worten "...die neuen Besucher möchten doch bitte sich auf die Aussichtsterrasse begeben" begrüsst. Diese Worte stammten aus Lautsprechern die neben einer Glaskanzel auf der Aussichtsterrasse befestigt waren. Im Innern der Kanzel bewegte sich zu den Worten ein Roboter, dem man eine SBB-Uniform angelegt hat und eine Stationsvorstehermütze aufhatte. Er selber stand vor einem Stellpult auf dem die einzelnen Fahrstrassen und Stellungen der Fahrsignale angezeigt wurden. Der Traum eines jeden kleinen oder aber auch älteren Jungen hier das Zepter übernehmen zu können.

Kurz nach diesen einladenden Worten wurde es dunkel im Vorführraum und das Abendrot erstrahlte über der künstlichen Bergwelt, die Züge verkehrten mit Licht und hielten auch in den einzelnen Bahnhöfen an. Auch kleine Details wie beleuchtete Schiffe die auf den Seen kursierten gehörten dazu. Und schon hörte man wieder die Stimme an Band "...beachten Sie das Schiff auf dem Brienzersee das von hier aus gelenkt wird." oder hiess es "... von hier ferngesteuert wird"? Über diesen simplen Wortschluss konnte ich mit meiner Mutter noch des Öfteren werweisen. Auf jeden Fall stammten sie ebenfalls von diesem Roboter in SBB-Uniform dem man den Namen "Robi Otter" gegeben hatte.

Leider gibt es dieses Alpenbahnparadies heute an dieser Stelle seit 1996 nicht mehr. Am 8. Februar 1996 wurde die Firma "Modelleisenbahn Morgensonne Zürichberg GmbH" im Handelsregister gelöscht. Bereits in den Monaten zuvor merkte man einen Wandel im Alpenbahnparadies. Plötzlich stand inmitten des Brienzersee's ein übergrosses Modell einer Swissair-Maschine, die Grössenverhältnisse stimmten bei weitem nicht. Und aus den einst stolzen Bernerbergwelten wurden plötzlich irgendwelche Rockys in Amerika. Man hatte den Eindruck, dass hier noch kleine Geldquellen mit Werbung platziert worden sind. Leider aber wurde der Betrieb dann eben doch aufgelöst.

Dennoch besteht Hoffnung, dass das Alpenbahnparadies eine Wiederauferstehung erleben kann. Einzelnen Idealisten ist es gelungen Teile der ehemaligen Spur-O Anlage zu übernehmen. Gemäss Angaben auf der Internetseite www.alpenbahnparadies.ch ist geplant diese restaurierte, und teils aus übel zugerichteten Landschafts-, Gleis- und Fahrzeugteilen wieder hergestellte Ende 2012 an einem neuen Standort wieder in Betrieb zu nehmen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Jugendzeit kommt wieder zurück, notfalls auch ohne "Robi Otter". Herzlichen Dank den Initianten im Voraus für diese Bemühungen.